Soll ich meine Schildkröte baden?


In dieser Frage gibt es Befürworter und erbitterte Gegner. Bei den Anhängern des Badeverbots ist die Wortschöpfung "Zwangsbaden" sehr beliebt.


Bekanntlich regt Wasser in Form von Bädern oder Duschen die Abgabe von Kot, Urin und Urat an.

Ein oft geäußertes Argument gegen das Baden lautet "In der Natur badet sie auch keiner." Das stimmt zwar, jedoch gibt es in den Schildkrötengebieten im Herbst und Frühjahr heftige Regenfälle. Die Schildkröten werden also auch im natürlichen Lebensraum "zwangsgebadet".


Vor der Überwinterung

Früher wurde von Tierärzten und in der Fachliteratur die Ansicht vertreten, der Verdauungstrakt müsse vor der Winterstarre komplett leer sein. Heute sind viele Fachleute der Meinung, dass häufiges Baden mehr Schaden als Nutzen anrichtet. Denn wenn die Schildkröte "leer gebadet" wird, fehlen im Frühjahr bestimmte Mikroorganismen, die den Verdauungsprozess nach der langen Winterpause ankurbeln, und somit den Start in die Frühjahrssaison erleichtern.

Leider hat diese Erkenntnis unter vielen Schildkrötenhaltern zum anderen Extrem geführt: Das Baden wird pauschal verteufelt. Das dringend benötigte Wasser wird den Tieren vorenthalten. Besonders dramatisch ist es, wenn die Pfleglinge in den Übergangszeiten in Frühbeete mit austrocknenden Heizungen gesperrt werden. Eine Wasserschale wird zwar bereit gestellt, wird aber ignoriert, wenn sie für die Tiere wenig einladend gestaltet ist.

Ich bade meine Griechischen Landschildkröten vor der Winterstarre, wenn ich den Eindruck habe, dass sie nicht selbstständig ins Wasser gehen. Ein oder höchstens zwei Bäder genügen. Alarmiert wurde ich durch Obduktionsberichte über verstorbene Schildkröten. Bei den betroffenen Tieren hatte verhärteter Kot zu einer Darmentzündung und dadurch zum Tod während der Überwinterung geführt. Ein Bad hätte ihnen vielleicht das Leben gerettet.


Nach der Überwinterung

Nach der Winterstarre hilft ein lauwarmes Bad, Stoffwechselgifte, die sich im Laufe der Monate angesammelt haben, auszuscheiden. Die Stoffe werden in Form von typischem schleimigen "Winterurin" abgegeben. Außerdem regt ein Bad den Appetit an. Viele  Jungtiere und Schlüpflinge trinken in tiefen Zügen, bevor sie das erste Mal Futter aufnehmen.


Mit dem ersten Bad werden Schadstoffe, die sich in den Wintermonaten angesammelt haben, ausgeschieden



Badestellen einladend gestalten

Schildkröten - ganz besonders Jungtiere - sitzen nicht gern auf dem Präsentierteller. Eine glatte Schlale, in der die Füße keinen Halt finden und ohne Schutz von oben, wird kaum eine Schildkröte attraktiv finden.




Stellt man eine flache Badeschale in der gewohnten Umgebung auf, legt etwas Moos oder Laub hinein, dann wird die Schildkröte in der Regel das Bad genießen. Und falls nicht, kann sie die Schale jederzeit verlassen und einen ihr bekannten Unterschlupf aufsuchen. Manche Schildkröten verweigern Badeschalen, mögen aber gern eine lauwarme Dusche aus der Gießkanne. Sie erfüllt den selben Zweck. Man kann dann beobachten, wie die Tiere mit der Nase in Blätter, Laub oder Bodengrund eintauchen und Wassertropfen förmlich aufsaugen.

Im Netz gibt es Bauanleitungen für schöne, ins Gehege integrierbare Becken, Wasserstellen und Teiche.


 


Hygiene

Für welche Variante auch immer man sich entscheidet: Das Becken muss leicht zu reinigen sein. Kunststoffschalen haben den Vorteil, dass man sie leicht mit Seifenlauge und Bürste abwaschen kann. Seifenlauge zerstört die Hüllen von Oxyuren-Eiern (Desinfektionsmittel schafft das nicht!) Um Bakterien abzutöten werden die Schalen nach dem Waschen einige Stunden der Sonne ausgesetzt.





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