Nicht haltungsbedingtes Fehlwachstum

 

In den allermeisten Fällen lassen sich Missbildungen auf Haltungsfehler, insbesondere Ernährungsfehler zurückführen, die zu typischen Verformungen des Panzers und manchmal auch der Gliedmaßenführen - siehe Haltungsbedingtes Fehlwachstum

Dennoch gibt es in seltenen Fällen auch Missbildungen, die, wie ich vermute, nichts mit groben Haltungsfehlern zu tun haben, denn sie treten sogar vereinzelt in freier Wildbahn auf. Dazu gehören asymmetrisches Schildwachstum und sogenannte  Wachstumshemmungen oder Hemmungsmissbildungen Um eine Wachsstumshemmung handelt es sich, wenn ein bestimmter Bereich des Panzers das Wachstum zeitweise oder dauerhaft einstellt. Anstatt nach allen Seiten zu wachsen bilden einzelne Schilde nur in eine Richtung Wachstumsringe aus. Auf diese Weise entstehen zuweilen erschreckend aussehende Verformungen, wie ein asymmetrisches Erscheinungsbild, aufgekrempelte Ränder, zu weite oder zu enge Öffnungen im Bereich der Oberschenkel und des Schwanzes oder ein verdickter Bauchpanzer. Besitzer derart unregelmäßig gewachsener Tiere müssen sich oft unberechtigterweise von selbsternannten Experten und sogar von Tierärzten scharfe Kritik an ihrer Schildkrötenhaltung gefallen lassen.

Das Besondere ist, dass man den Schlüpflingen zunächst nichts ansieht - im Gegensatz zu Schildanomalien, die von Geburt an deutlich sichtbar sind. Die betroffenen Tiere verformen sie sich im Laufe ihres Lebens zunehmend. Natürlich schließen sich haltunsbedingte und nicht haltungsbedingte Deformationen nicht aus. Beide können bei ein und demselben Tier auftreten.

Über die Ursachen sind mir keine Untersuchungen bekannt. Es ist nicht auszuschließen, dass Umwelteinflüsse indirekt eine Rolle gespielt haben, nämlich bereits in einem frühen Stadium der Inkubation oder bei den Elterntieren. Eine weitere Idee ist, dass eine äußerlich nicht sichtbare Krankheit oder Verletzung die Wachstumshemmung auslöst.

Häufig sind das dritte und vierte Wirbelschild betroffen, wie die folgenden Abbildungen zeigen:

leicht asymmetrisches Wachstum des 3. und 4. Wirbelschildes bei einem Thb Wildfang in Bugarien Asymmetrischen Wuchs bei einer Griechischen Landschildkröte Thb, dt. Nachzucht *1)

 

    

Wachstumshemmung auf der rechten Seite des zweiten bis vierten Wirbelschilds - dadurch asymmetrisches Erscheinungsbild. Diese dreijährige Thb aus Terrarienhaltung weist zwar typische Merkmale von Fütterungsfehlern, Licht- und Feuchtigkeitsmangel auf, zusätzlich hat sie aber eine Wachstumsstörung, die vermutlich nicht mit der Haltung in Zusammenhang steht. *2)

 

     

"Dromedar"

Bei dieser 7-jährigen eigenen Thb-Nachzucht  hat sich das 2. Wirbelschild zu einem einzelnen Höcker ausgeformt. Außerdem wächst sie asymmetrisch. Ihre Geschwistertiere wachsen unter gleichen Aufzuchtbedingungen symmetrisch und glatt.  Im Gegensatz zu ihren  Geschwistertieren wurde diese Schildkröte allerdings nicht substratlos sondern in Erde vergraben inkubiert. Sind dadurch eventuell Bakterien ins Ei eingedrungen?

 

Der hintere Carapax-Bereich dieses gesunden Thb-Männchens weist einen stärkeren Zuwachs auf als der vordere Teil. An den hinteren Rippen- und Marginalschilden sind mehr Wachstumsringe zu erkennen als vorne. *3)

 

Bei dieser 8-jährigen Testudo Marginata wächst nur der vordere Bereich des Panzers. Hinten sind keine Wachstumsringe zu sehen. Bei dieser Schildkröte waren die Haltungsbedingungen anfangs nicht optimal, jedoch keinesfalls so, dass sie diesen Wuchs rechtfertigen würden  *4)

 

  

Bildnachweis: *1) Daniel, Testudoforum,  *2) Lina, Testudoforum, *3) Mairiam, Schildkrötenforum.net, *4) Steffi, Testudoforum

 

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